Geräuscherzeugung einer Lüftungsanlage

Geräuscherzeugung einer Lüftungsanlage

Wie lässt sich das bewerten?

Geräusche sind beim Betrieb von Geräten mit einem Motor unvermeidlich. Besonders dort, wo wir Ruhe und Entspannung suchen – in unserem eigenen Zuhause – können Geräusche störend sein. Auch Lüftungsgeräte erzeugen Schall. Der Wert des Schallpegels ist in der Betriebsanleitung oder im Datenblatt des jeweiligen Geräts angegeben. Aber wie interpretiert man diesen Wert richtig? Im Folgenden erklären wir dies, und wie Sie Missverständnisse bei Ihren eigenen Schallpegelmessungen vermeiden.

Fremdgeräusche wirken sich ab einer bestimmten Lautstärke negativ auf den menschlichen Körper aus. Der Geräuschpegel kann mit geeigneten Geräten, z.B. Schallpegelmessern, erfasst werden. Sie messen mittels eingebauter Mikrofone den Druck von Schallwellen und wandeln ihn in elektrische Signale in der Einheit Volt um. Die endgültigen Daten werden dann in Dezibel (dB) und frequenzbewerteten Dezibel (dB(A)) angezeigt. Der dB-Wert ist der rein physikalisch gemessene Wert, ausschlaggebend für unser Empfinden ist jedoch der dB(A)-Wert, da dieser dem menschlichen Hörerlebnis entspricht.

Professionelle Schallpegelmesser sind kostspielig und werden daher nur vereinzelt verwendet. Doch fast jeder hat ein Smartphone, das auch zum Messen des Geräuschpegels verwendet werden kann. Hierzu muss nur eine entsprechende App installiert werden. Bei der Messung des Geräuschpegels einer laufenden Lüftungsanlage mit dem Smartphone erhält der Nutzer die Daten in Dezibel. Vergleicht man dann die erhaltenen Daten mit den Herstellerangaben des Lüftungsgerätes, kann der Benutzer eine erhebliche Abweichung feststellen, die ihn wahrscheinlich überrascht und stutzig macht. Wie kommt es zu diesen Abweichungen?

Grund 1

Dezibel sind nicht gleich Dezibel

Wir haben oben Dezibel und frequenzbewertete Dezibel erwähnt. Apps auf dem Smartphone liefern normalerweise Daten in dB, während Hersteller von Lüftungsgeräten diese in dB(A) angeben, welche deutlich niedriger sein können als erstere. Was hat es mit den frequenzbewerteten Dezibel auf sich?

Ein Schallpegelmesser misst den Schalldruckpegel an einem bestimmten Punkt im Raum. Misst er also den vom Menschen wahrgenommenen Geräuschpegel der Lüftungsanlage? Nicht ganz. Die Lautstärke eines Geräuschs und damit der von einer Person wahrgenommene Geräuschpegel sind subjektiv und hängen von der Hörwahrnehmung der Person ab. Für sie hängt die Lautstärke nicht nur von der Intensität des Geräuschs, sondern auch von der Frequenz des Schalls, den Pegelunterschieden, der Klangfarbe, der räumlichen Lage, der Dauer der Schalleinwirkung und sogar der Tageszeit ab. Leise Geräusche, die tagsüber überhaupt nicht stören, können nachts als unangenehm wahrgenommen werden. So reagieren die menschlichen Ohren beispielsweise unterschiedlich empfindlich auf Geräusche verschiedener Frequenzen – am empfindlichsten reagieren sie auf Schall im mittleren Frequenzbereich (1000–3000 Hz). Sinkt oder steigt die Frequenz, nimmt die Empfindlichkeit jedoch ab. Eine besonders geringe Empfindlichkeit ist in den niedrigsten und höchsten Frequenzbereichen zu verzeichnen. Daher werden Geräusche mit gleicher Intensität, jedoch verschiedenen Frequenzen, als Geräusche unterschiedlicher Lautstärke wahrgenommen. Um die Ergebnisse objektiver Geräuschmessungen der subjektiven Wahrnehmung einer Person anzunähern, wird der Schalldruckpegel bezüglich unterschiedlicher Frequenzen korrigiert. Solche Änderungen sind international standardisiert und werden als A-Bewertung bezeichnet. Die korrigierten Schalldruckpegel werden in dB(A) gemessen – A-bewertete Dezibel.

Daher können Geräusche gleicher Intensität, ausgedrückt in dB und dB(A), erheblich voneinander abweichen. Um den Geräuschpegel einer laufenden Lüftungsanlage richtig einzuschätzen und die Übereinstimmung mit den Herstellerangaben zu beurteilen, müssen die gemessenen Dezibel-Werte mithilfe der A-Bewertung in dB(A) umgerechnet werden.

Grund 2

Unterschiedliche Bedingungen für die Schallmessung

Mit einer App zur Messung des Schallpegels auf Ihrem Smartphone scheint es einfach zu sein, den Geräuschpegel eines laufenden Lüftungsgeräts zu messen: Sie öffnen die App, bringen das Telefon näher an die Geräuschquelle und die Daten erscheinen sofort auf dem Bildschirm. Die messtechnische Realität ist jedoch komplexer.

Hersteller von Lüftungsgeräten verwenden bei der Messung des Geräuschpegels spezialisierte Ausrüstung sowie Schalllabore. Hersteller sind verpflichtet, ihre Produkte gemäß internationalen ISO-Normen zu testen. Dies stellt sicher, dass die von den verschiedenen Herstellern angegebenen technischen Parameter unter denselben Bedingungen ermittelt werden und somit der Einfluss subjektiver Faktoren ausgeschlossen werden kann. Nur dann ist es für den Verbraucher möglich die verschiedenen Geräte objektiv zu vergleichen.
Die Messungen bei solchen Tests werden in einem zertifizierten Labor in einer echofreien, schalldichten Kammer durchgeführt, in welcher Hintergrundgeräusche und Schallwellenreflexionen von verschiedenen Objekten ausgeschlossen sind. Als Messinstrument wird ein zertifizierter Schallpegelmesser verwendet. Dieser misst den Geräuschpegel am Einlass und Auslass der Lüftungsanlage sowie in einer bestimmten Entfernung – bei 0 Metern (an der Lüftungsanlage selbst) sowie in einer Entfernung von 1 und 3 Metern, manchmal auch noch bei 10 Metern oder mehr. Die erhaltenen Werte werden korrigiert (A-bewertet) und anschließend in die Datenblätter des Geräts aufgenommen.

Smartphones und herkömmliche Schallpegelmesser erfassen das Geräusch eines Lüftungsgeräts, ohne die oben beschriebenen Faktoren zu berücksichtigen. Die so gewonnenen Ergebnisse können daher nicht mit professionell nach Norm gemessenen Werten verglichen werden. Beispielsweise gibt es unter alltäglichen Bedingungen immer Hintergrundgeräusche sowie Wände, Decken und verschiedene Objekte, die Geräusche reflektieren. Die Schallpegelmesser reagieren dementsprechend auf die gesamten vorhandenen Schallschwankungen, und der Benutzer nimmt nicht den Geräuschpegel der Lüftungsanlage wahr, sondern den allgemeinen Schallpegel an einem bestimmten Ort.
Der Abstand zum Gerät während der Messung ist ebenfalls wichtig. Wenn der Benutzer den Geräuschpegel einer Lüftungsanlage in einer Entfernung von 20 cm misst und dann die Ergebnisse mit den Herstellerwerten vergleicht, die standardmäßig in 1 oder 3 m Entfernung gemessen werden, sind die eigenen Messwerte natürlich höher. Die Abweichung wird noch größer, wenn der Benutzer seine Messwerte nicht von Dezibel in A-bewertete Dezibel umrechnet.

Wenn herkömmliche Schallpegelmesser und Smartphones mit entsprechenden Apps kein direkt vergleichbares Ergebnis liefern, hat es dann überhaupt einen Sinn, sie zu verwenden? Eine sinnvolle Verwendung wäre die Messung der Geräuschpegel verschiedener Geräte am selben Ort und unter genau denselben Bedingungen, um die Geräte miteinander zu vergleichen. Der direkte Vergleich mit Labormessungen funktioniert jedoch nicht.

Weitere Artikel