Wie funktioniert Wohnraumlüftung?

Wohngebäude müssen regelmäßig belüftet werden. So trivial diese Feststellung klingen mag, so umfangreich sind die damit verbundenen Konsequenzen. Dabei geht es nämlich nicht nur um die ausreichende Frischluftversorgung der Hausbewohner oder das Verhindern von Schimmelbildung in Gebäuden. Zahlreiche gesetzliche Bestimmungen, gerade neu im Gebäudeenergiegesetz GEG zusammengefasst, stellen immer höhere Anforderungen an die Art und Weise der Gebäudelüftung und auch an Lüftungssysteme.

Grundlegend gibt es zwei übergeordnete Herangehensweisen bzw. Methoden für die Wohnraumlüftung, für die sich in der Branche die Begriffe „unkontrollierte Wohnraumlüftung“ und „kontrollierte Wohnraumlüftung“ durchgesetzt haben.

Unkontrollierte bzw. freie Wohnraumlüftung

Mit „unkontrolliert“ ist gemeinhin einfach das Lüften durch Öffnen der Fenster gemeint. Auch die sogenannte Fugenlüftung gehört in den Bereich der unkontrollierten Wohnraumlüftung. An Türen, Fenstern oder Rollladenkästen gibt es für gewöhnlich bautechnisch bedingt Stellen, die nicht völlig dicht schließen und wo beständig ein Luftaustausch stattfindet. Weiterhin fällt die sogenannte Schachtlüftung in die Kategorie „unkontrolliert“. Bei der Schachtlüftung führt üblicherweise ein Schacht vom Dach her ins Gebäudeinnere. Damit die Schachtlüftung einwandfrei funktioniert, ist eine Temperaturdifferenz zwischen Außen- und Raumluft erforderlich, Wind fördert ebenfalls diese Funktion.

Ganz allgemein strömt bei der unkontrollierten bzw. freien Wohnraumlüftung frische Außenluft über (undichte) Öffnungen in der Gebäudehülle ins Innere und wird mit der verbrauchten Innenluft ausgetauscht. Die Lüftung wird nicht durch technische Hilfsmittel wie Ventilatoren unterstützt, sondern wird rein natürlich durch Wind oder thermischen Auftrieb angetrieben, wenn Innen- und Außenluft bei Temperaturdifferenzen unterschiedlich schwer sind und dadurch die Zirkulation in Gang kommt.

Zu den großen Nachteilen der unkontrollierten Wohnraumlüftung gehört der Verlust von Heizwärme mit der verbrauchten Luft. Daneben ist die Lüftung je nach Witterungsverhältnissen bei zu viel oder zu wenig Wind schlecht steuerbar. Unter bestimmten Bedingungen wie Außenlärm etc. kann möglicherweise gar nicht gelüftet werden.

Kontrollierte Wohnraumlüftung

Den Gegenpart zur unkontrollierten Lüftung bildet die „kontrollierte Wohnraumlüftung“, die bislang in rund einem Prozent der Gebäude Deutschlands zum Einsatz kommt. Aufgrund der technischen Entwicklung und bestehender sowie geplanter gesetzlicher Bestimmungen ist dort jedoch künftig mit einem deutlich wachsenden Anteil zu rechnen.

Mit dem Begriff „Kontrollierte Wohnraumlüftung“ (KWL) wird in der Fachwelt eine mechanische Be- und Entlüftung mit Hilfe von mechanischen Hilfsmitteln wie Zuluft-, Abluft- oder kombinierten Zu- und Abluftanlagen, mit oder ohne integrierter Wärmerückgewinnung, bezeichnet. Kontrollierte Wohnraumlüftung steht im Gegensatz zur „unkontrollierten Wohnraumlüftung“. Zu dieser gehören das manuelle Öffnen von Fenstern, Luftinfiltration über Undichtigkeiten oder Außenluftdurchlässe sowie Lüftungsschächte.

Die kontrollierte Wohnraumlüftung und damit die durch mechanische Geräte und Hilfsmittel unterstützte Lüftung ist seit geraumer Zeit auf dem Vormarsch – nicht zuletzt aufgrund des am 01.11.2020 in Kraft getretenen Gebäudeenergiegesetzes GEG, welches die bisherigen Regelungen aus EnEG, EnEV und EEWärmeG zusammenführt. Nach vorschriftsgemäßer Bauweise ist aber z. B. die Hülle eines Neubauobjekts „dauerhaft luftundurchlässig“ nach den Regeln der Technik zu bauen. Damit kann es natürlich auch keine natürliche Lüftung über Fensterfugen, Rollladenkästen oder undichte Türspalten mehr geben. Ein Mindestluftwechsel, der die Gesundheit der Hausbewohner und den Schutz des Gebäudes vor Schimmelbefall sicherstellt, muss aber gewährleistet sein. Hier kommen die verschiedenen Möglichkeiten der kontrollierten Wohnraumlüftung ins Spiel.

Grundsätzlich gibt es zwei übergreifende Optionen für die mechanische Wohnraumlüftung – zentrale Lüftungsanlagen und dezentrale Lüftungsanlagen. Für dezentrale Lüftungsanlagen, d. h. Einzellüftungssysteme in Bad, WC, Küche etc. liegt der große Vorteil im geringen Installationsaufwand. Das macht sie auch für die nachträgliche Installation bei Sanierungen zur bevorzugten Variante. Zentrale Lüftungssysteme dagegen sind konzipiert, um über ein einziges zusammenhängendes Lüftungssystem den gesamten Luftstrom für die zu lüftenden Räume zu befördern. Zentrale Lüftungssysteme haben den Vorteil, dass kein Geräusch in den Wohnräumen anfällt. Allerdings bieten sich zentrale Lüftungssysteme eher für Neubauobjekte an. Eine nachträgliche Installation in ein Bestandsobjekt kann mit hohen Installationskosten verbunden sein. Abgesehen davon erfordern sowohl zentrale als auch dezentrale Anlagen nur einen sehr niedrigen Wartungsaufwand. Meist ist nur alle 3 Monate eine Filterkontrolle oder ein Filterwechsel nötig.

Ein sehr interessantes Feld ist die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Sowohl zentrale als auch dezentrale Systeme können um Wärmerückgewinnungseinheiten erweitert werden oder haben solche bereits integriert. Eine Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt nicht nur für den nötigen Luftaustausch, sie erwärmt auch die angesaugte frische Außenluft durch die Wärme der hinausbeförderten Abluft und reduziert damit den Heizbedarf drastisch. Im Sommer kann damit auch die Wärme länger draußen gehalten werden, indem sich die Wärme der frischen Außenluft auf die kühle aber verbrauchte Abluft überträgt und so eine angenehme Temperatur liefert.

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